Laserscann oder Lasermessung?

Ein Erfahrungsbericht

von Olaf Jantzen

 

 

Anfang 2017 wurden wir mit der Bestandserfassung der Evangelischen Akademie in Tutzing am Starnberger See, beauftragt.

Mehr als 7.000 qm Brutto-Grundfläche und 19.000 qm Gelände waren zu messen und zu modellieren. Die Anlage ist historisch gewachsen, Aus- und Umbauten wurden in hochwertiger Qualität ausgeführt. Unzählige Gewölbe und ein großer Gewölbesaal sowie Verformungen von Setzungen galt es zu messen und darzustellen.

Mit „flexijet4archicad“ und Tachymetern gekoppelt an Archicad, führten wir die Arbeiten durch. Auf Grund der besonderen Herausforderungen entschlossen wir uns, die Arbeiten zusammen mit einem Aufmaß-Büro aus Baden-Württemberg, dass auf Laserscanning mit 3D-Scanner von FARO spezialisiert ist, zu starten. Während der Modellierung des digitalen Modells entdeckten wir für uns das Quick-Arch-Tool. Damit wurde die Gewölbemodellierung extrem genau, einfach und schnell machbar.

Am 6. März 2017 war Start und 3. August 2017 wurde geliefert. Inclusive Geländemodellierung, Baumkartierung und natürlich den fix und fertig ausmodellierten Gebäudemodellen der gesamten Anlage mit den höchsten Detaillierungsgraden III und IV.

Hier ein interessanter Erfahrungsbericht über die Arbeit mit Punktewolken und direkter Lasermessung vor Ort und der Nachbearbeitung im Büro, im Vergleich von Olaf Jantzen:

Kategorie

Laserscann:

Punktwolken

Lasermessung:

flexijet4archicad

Dauer der Erfassung vor Ort

Die Laserscanner-Referenzkugeln verteilen.

Zur Vermeidung von Fehlmessungs-Verkettungen: Mit Flexijet oder Tachymeter Standorte einmessen und Standortpunkte setzen. Von dort aus werden Checkerboard eingemessen.

Der einzelne Scan selbst, dauert 3-20 Minuten.

Einmessen am Standort und neue Standortpunkte setzen. Am jeweiligen Standort werden alle Bauteile sofort im Archicad modelliert oder schematisch dargestellt.

Je nach Aufwand und Umfang ist der Zeitaufwand unterschiedlich.

 

Vollständigkeit, BIM

Jeder Winkel des Gebäudes muss gescannt werden um alle Daten zu erfassen. Dadurch sind sehr viele Scans notwendig. Große Gefahr des Übersehens von Standorten.

Informationen wie tragend, nicht tragend oder Vorsatzschale, Material und Beschaffenheit der Bauteile werden nicht ermittelt.

Sie müssen nicht bis in die letzte Ecke mit dem Flexijet. Von einem Standort aus kann ich alle Winkel, verdeckte Kanten und Räumlichkeiten gegebenenfalls auf herkömmliche Weise messen und dann im Archicad konstruieren.

Mit flexijet4archicad wird der BIM-Gedanke gelebt:

Informationen, wie tragend, nicht tragend oder Vorsatzschale, Material und Beschaffenheit der Bauteile sowie Klassifizierung, können durch Klopfen, Bohren oder Sichtung untersucht, bestimmt und dem jeweiligen Bauteil zugeordnet werden.

Genauigkeit in der Praxis

Der Scanner ist millimetergenau. Probleme kommen durch die Standortwechsel und äußere Einflüsse wie zum Beispiel Wind oder unbemerkte Lageveränderung der Referenzkugeln:

Laserscanner-Referenzkugeln

allein: große Gefahr von Fehlmessungen, die sich dann in den anschließenden Messungen unbemerkt fortsetzen.

Um Risiko dieser Kettenfehlmessungen zu verringern, empfiehlt es sich, sehr aufwendig Checkerboards einzumessen.

Das Flexijet ist millimetergenau. Eventuelle Fehlermessungen werden sofort am Bildschirm sichtbar und können korrigiert werden.

Wiederholtes Einmessen zur Datei-vervollständigung nach der Maßnahme

 

Die Referenzkugeln werden nach jedem Scan vollständig entfernt, hiermit ist ein Wieder-Einmessen im Projekt nicht möglich. Wurde zusätzlich aufwendig mit Checkerboards gearbeitet, können eigens dafür definierte und belassene Standortpunkte genutzt werden.

Planmäßig werden Standortpunkte so geschützt gesetzt und gekennzeichnet, dass Sie in der Zukunft nicht entfernt werden.

Ein exaktes wieder Einmessen ist jederzeit schnell und mit geringsten Aufwand möglich.

Qualifikation des Ausführenden

Um wirklich das vollständige Projekt zu erfassen, ist große Um- und Weitsicht erforderlich um die optimalen Standorte zu bestimmen. Achtung: Die Referenzkugeln müssen so gesetzt werden, dass der Computer später die einzelnen Scans zusammenführen kann.

Checkerboard setzen: Sicherer Umgang mit Flexijet oder Tachymeter und Archicad ist notwendig.

Sicherer Umgang mit Flexijet oder Tachymeter und Archicad ist notwendig. Ein erprobtes Handbuch mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung speziell für die Bestandserfassung mit flexijet4archicad liegt vor.

Dateigrößen

Milliarden von Messpunkte werden erfasst. Bergeweise Datenmüll! Hochleistungsrechner werden erforderlich, um die vielen einzelnen Scans zeitnah zu berechnen und aufzubereiten. Extrem wird es bei größeren Projekten.

Orientiert sich an einer normalen Archicad-Datei. Die Bestandserfassung ist am Ziel des Auftraggebers ausgerichtet. Kein Datenmüll.

Vordefinierte Bauteile werden über wenige Messpunkte vor Ort exakt in der Archicad-Datei eingemessen. Es entsteht sofort das 3D-Modell.

Arbeitsvorbereitung im Büro

Manuelle Kontrolle jeden einzelnen Scans, ob die Referenzkugeln und Checkerboards vom Programm richtig erkannt und zugeordnet wurden.

Mit großer Rechenleistung werden danach die einzelnen Scans zu einer großen Datei zusammengeführt. Je nach Rechnerleistung kann das einige Stunden, manchmal Tage, dauern.

Keine erforderlichen Maßnahmen.

Arbeiten im Büro

Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Aus den Punktwolken wird sehr zeitaufwendig begonnen, das Objekt zu modellieren. (Das ist praktisch dieselbe Arbeit, die ohne scannen bereits mit dem Flexijet vor Ort erledigt wurde.) Hierbei stellen die besonders die abgewickelten 360° Bilder eine besondere Herausforderung bei der Orientierung dar. Gewölbe und andere gebogene Flächen aus der Punktwolke zu erkennen und zu messen dauert deutlich länger als beim Vor-Ort-Aufmaß. Danach folgen die bekannten Modellierungs- und Fertigstellungsarbeiten.

Das teilweise vor Ort bereits fertig modellierte 3D-Objekt wird nochmal überprüft und fertig bearbeitet, einschließlich Bemaßung und Zeichnungen.

Arbeitszeit

Vor Ort: 15 %

Im Büro: 85 %

Zeitaufwand für exaktes Scannen incl. Checkerboards sehr hoch. Darüber hinaus sind das Erstellen der Punktwolke und das Modellieren aus dieser sehr zeitaufwendig.

Vor Ort: 50 %

Im Büro: 50 %

Durch den Verzicht auf die Punktwolken, kann das Ergebnis bis zu 30 % schneller erreicht werden.

Kostenanalyse

Leistungsfähige Scanner gibt es ab ca. 35-60T€ und mehr. Für das Zubehör wie Referenzkugeln etc. kommen schnell 5T€ zusammen. Um die Punktwolken bearbeiten zu können ist eine Lizenz für ca. 7T€ fällig. Die Lizenz für die Schnittstelle von der Punktwolke ins Archicad kostet nochmal ca. 3T€.

Kosten Archicad-Lizenz ca. 6 T€.

Um Gewölbe optimal modellieren zu können bietet sich das Quick-Arch-Add-on an für ca. 3T€.

Nicht zu vergessen der Hochleistungsrechner, der schnell 10T€ kosten kann, um die Punktwolken zu bearbeiten.

Summe um zu starten: mind. 70 T€, wobei diese Aufzählung eine Grundausstattung darstellen könnte und keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit hat.

Falls, was sich bei größeren Projekten unbedingt empfiehlt, mit Checkerboard gearbeitet werden soll, bitte die Flexijet-Ausstattung-Kosten mit einplanen.

Das Flexijet kostet ca. 14 T€. Die Archicad-Lizenz ca. 6 T€. Für die Schnittstelle von Flexijet ins Archicad ca. 3 T€. für das Quick-Arch-Add-on ca. 3T€ einplanen. Summe um zu starten ca. 26T€.

Für größere Projekte zusätzlich ein Tachymeter für ca. 8T€ und die Schnittstelle für ca. 3T€ einplanen, wobei diese Aufzählung eine Grundausstattung darstellen könnte und keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit hat.

Zusammenfassung

Bitte unbedingt prüfen, ob der hohe Aufwand mit den Punktwolken gefordert und gerechtfertigt ist.

Wirtschaftliche, sichere und sehr genaue Aufmaß-Methode.

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